Die  Critical Heritage Studies-Gesellschaft widmet sich der Förderung und Entwicklung des Studiums des Kulturerbes als gesellschaftliches, kulturelles, wirtschaftliches und politisches Phänomen und als Bereich der staatlichen und fachlichen Intervention mit Focus auf  Nachhaltigkeit und gesellschaftliche und kulturelle Ausgewogenheit. Die Gesellschaft wurde offiziell im Jahr 2012 in Göteborg (Schweden) gegründet und dabei von den den postkolonialen Studien immanenten Paradigmen des Wandels inspiriert. Sie basiert aufeinem Gründungsmanifest, das zu einer fach- und bereichsübergreifendem Reflexion über das diskursive und politische Fundament des Kulturerbes einlädt, um so Interessierte aus der ganzen Welt, die zur kritischen Analyse des Stands, des Aufbaus und der Rolle des Kulturerbes beitragen wollen, zusammenzubringen. 

Im Zuge des Booms der Kulturerbe-Studien im frankophonen Raum der 90er Jahre hat sich  in den letzten Jahren auch international die Diskussion über die gesellschaftlichen und kulturellen Aspekte des Kulturerbes verstärkt, wozu die Gesellschaft bedeutend beigetragen hat. Die drei internationalen Kongresse, welche nacheinander in Göteborg an der Universität Göteborg, in Australien an der Australian National University und in Kanada an der Université du Québec à Montréal und der Concordia University abgehalten wurden,  führten zur  Schaffung neuer Netzwerke und der Festlegung von Leitthemen für Reflexionen und Dialog. Eines davon ist die kulturelle Partikularisierung,  eine treibende Kraft des von der Gesellschaft geförderten länderübergreifenden wissenschaftlichen und fachlichen Ideenaustauschs.

Unser epistemologischer Fortschritt wirft eine wichtige Frage auf: welches ist der tatsächliche Status der Studien des Kulturerbes? Ist es eine akademische Fachrichtung, eine Reihe von Berufen im Bereich des Kulturerbes,  ein Unterrichtsbereich an Universitäten oder ein Thema für postkoloniale Forschung? Wie andere Bereiche der akademischen, theoretischen oder öffentlichen Forschung ist auch der Bereich der Kulturerbe-Studien mit globalen Veränderungen konfrontiert, die ihn auffordern, sich zu positionieren, die Begrifflichkeit definieren und die wachsende gesellschaftliche Rolle des Kulturerbes zu begleiten. Es ist inzwischen offenkundig, dass sich das Kulturerbe im Mittelpunkt der Identitätspolitik, der Konflikte, aber auch der wirtschaftlichen Entwicklung befindet, sei es in Zusammenhang mit historischen Rekonstruktionen oder der Erschließung und Förderung eines Gebiets, eventuell anstelle eines anderen.  In einer Welt in ständigem Wandel ist die erneute Komplexität der mit der Entwicklung, der Aneignung und Bedeutung von Orten, der Vergangenheit und der Traditionen verbundenen Probleme noch längst nicht bewältigt und lässt uns die Größe der auf uns zukommenden Herausforderung ahnen. 

In diesem Sinn haben die  « Critical heritage studies », die sich getreu ihrer Tradition schwerpunktmäßig mit den Themen der Macht, des Protests und der Unstimmigkeit befassen, inzwischen ihren festen Platz an den Universitäten gefunden. Im frankophonen Raum gehen sie einher mit Studien der unterschwelligen Faktoren der Funktionsweise von Institutionen, der Erzeugung und Historizität des Kulturerbes. Trotzdem bleibt noch viel zu tun, sowohl auf begrifflicher als auch of methodologischer Ebene, um in einer Welt unterschiedlicher Idiome und Kulturen für die Kohärenz und Stringenz der Kulturerbe-Studien und ihrer verschiedenen Zweige zu sorgen, wodurch ein wirklich postkolonialer Ansatz unterstützt und diesen Bestrebungen Dauer verliehen wird. Jüngste Arbeiten haben deutlicher denn je gezeigt, wie sehr die erfolgreichsten Methoden zur Wissensproduktion durch das wirkliche Verständnis der lokalen Probleme und deren Differenzierung nach den verschiedenen Teilen der Welt oder nach unterschiedlichen kulturellen und intellektuellen Traditionen bedingt sind. Zusammenarbeit ist der Eckstein in diesem Ansatz: sie begünstigt die Begegnung von so unterschiedlichen Bereichen wie Sachkultur, politische Ökologie und lokale Entwicklung, um nur eine von ihnen zu nennen. 

Die drei bisher abgehaltenen Kongresse der Gesellschaft haben das allgemeine Engagement zugunsten der Überwindung der Fachgrenzen und den Wunsch zur Einrichtung eines von gegenseitigem Respekt geprägten Austauschs mit jenen, die in unterschiedlichen Bereichen in verschiedenen Teilen der Welt arbeiten, unter Beweis gestellt. Mit diesem Ziel wollen wir weiter arbeiten und neben dem gemeinsamen Lernen glauben wir, dass eine vielversprechende kritische Analyse über die Grenzen hinausgehen und zur Einrichtung eines inklusiven Dialogs führen  muss.

Die internationale Arbeitssprache der Gesellschaft ist überwiegend Englisch, doch möchten wir, dass bei Veranstaltungen oder Mitteilungen andere Sprachen und andere Kulturräume auftreten, da sie der Schlüssel zu unserer Entwicklung neuen Wissens sind.

Nachstehend finden Sie Links zu Abschnitten der englischen Website, die Sie hoffentlich interessant und nützlich finden werden.

Herzlich willkommen bei der Association of Critical Heritage Studies.

Lucie K. Morisset

Vorsitzende